Teil 3: Bangkok (FSK: 16)

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Aufgrund unzähliger (unbezahlter) Überstunden und selbstlosen Einsatzes aller Beteiligten während des Weltkongresses für Nephrologie (gehalten im Juni diesen Jahres), hatte unsere Chefin uns immer wieder angepriesen wir würden noch mal für ein paar Tage miteinander verreisen. Und wie so die Monate ins Land zogen hat halt niemand mehr daran geglaubt. Doch nun zum Ende des Praktikums unserer 9 Praktikanten, wurde plötzlich Hals-über-Kopf ein gemeinsames Get-Away geplant: 4-Tage Bangkok. Shopping! Und tagtägliches Beisammensitzen um Verbesserung des Arbeitsablaufes zu finden…
Und so flogen wir am Freitag, den 7.Oktober gen Norden nach Bangkok, Thailand. Mein siebentes Mal… Und irgendwie kam mir alles auf den ersten Eindruck gleich wieder ganz vertraut vor…auf den zweiten Blick musste ich aber schnell feststellen, dass mein damaliges Teilverständnis der thailändischen Sprache einem ausgewachsenen “Singlish” gewichen ist, was mich jedem weiteren Sprachverständnis verweigerte.
Wie dem auch sei, hier ein kurzer Eindruck von der typischen touristischen Ankunft in Thailands Hauptstadt: gelandet, beim Passcheck mit hoch-moderner ‘spy-cam’ bestanden, Gepäck und Gruppenmitglieder eingesammelt (alles in allem waren wir dann 13 Mann – naja 2 Mann und 11 Frau-einige waren verhindert und konnten nicht mit) und abschliessend durch das Gedränge am Flughafen-Ausgang geschoben, in welchem unzählige Namensschilder oder Fotos hochgehalten und mit lautstarken Ausrufen derselben unterstrichen wurden, dich dabei noch alle 2 Meter ein Taxi-‘Agent’ antippt und fragt “Mam, you need taxi??” und man abschliessend verdattert feststellen muss, dass der eigene gebuchte Abholdienst aber irgendwie nicht dabei ist…
Hat aber dann nach einigen Verzögerungen doch alles geklappt und wir kletterten glücklich in unsere zwei Kleinbusse und warteten auf die Abfahrt.
Für alle, die schon einmal das Vergnügen hatten Bangkoks Vekehr beäugen zu dürfen, ist es nicht weiter erstaunlich, dass zum Ausparken auch schon mal gerne einige Kollegen zusammengetrommelt werden um das den Weg versperrende Auto zur Seite zu schieben oder sonstwie einen Weg (ob nun über Bürgersteig oder Gegenfahrbahn) zu finden, der das eingesperrte Gefährt befreit. Es ist aber doch immer wieder amüsant zu sehen wie kreativ und motiviert solche verfahrenen Situationen (im wahrsten Sinne des Wortes) in Thailand gemeistert werden!
Und wie man sich vielleicht nun schon zusammenreimen kann, ist Bangkoks Strassen-Verkehr dementsprechend ineffizient und man bummelt so seine Kilometer von Stau zu Stau.
Im Hotel wurde sich kurz frisch gemacht und schnell wieder zum Büsschen zurückgekehrt um den ersten Shopping-Stopp zu bewältigen: Maboon Kong (MBK) Centre. Ich bin also 3 Stunden durch diesen altvertrauten Komplex getigert, habe getestet ob meine Handel-Fähigkeiten eingerostet sind, habe artig nur gekauft, bei was ich den Preis meinte vertreten zu können und mich in dieser Zeit sogar noch einer halbstündigen Fussmassage unterzogen.
Ich habe meiner Ansicht nach einen sehr positiven Shopping-Abend gehabt: für ca. 68Euro habe ich über 10 Dinge gekauf, inclusive einer schicken Diesel-Jeans, Ledergürtel, bestickten Kissenbezügen und Massage!
Und als wir uns dann wieder am Treffpunkt sammelten, war ich doch tatsächlich die einzige, die das ein oder andere gefunden hatte…hm, also was manchen Leute shopping nennen?!
Anschliessend haben wir versucht eine ‘gemeinsame’ Reise per Taxi und TukTuk zu organisieren, die uns zu ein und demselben Punkt in Chinatown bringen sollte…gar nicht so einfach, das kann ich euch versichern! Und so kamen wir in 4 Gruppen an 4 verschiedenen Punkten in Chinatown an… und jeweils 2 Gruppen schafften es sich durch gezielte Umschreibung der Umgebung und gelegentlich Handy-Anrufe wiederzufinden. Und so haben wir das gemainsame Essen einfach gesplittet – schliesslich war es ja nun schon nach 22Uhr und wir waren hungrig und platt.
Unsere Gruppe war an einem Strassenecken-Restaurant wunderbarstes Sea-Food am Schlemmen, 6 Leute – Kostenpunkt 20 Euro! Immer wieder fein! Aber nicht zu vergessen: Essen in Asien kann unglaublich billig sein, aber für Essen mit Ambiente und guten Service zahlt man dann wiederum ein Vielfaches.
Am Folgetag hiess es dann schon um 6.30h aufzustehen um auch ja zeitig zum Frühstück und dem nachfolgenden Morgen-Meeting zu sein. 4 Stunden tagten wir dann auf der überdachten Veranda am Hotelpool – im 8. Stockwerk – und zermarterten uns den Kopf darüber was vor vier Monaten wie lief. Anschliessend hoppten wir in unseren Bus und tourten für weitere 4 Stunden durch die Stadt und über Fluss und Klongs (Bangkoks Kanäle). Danach leistete sich der Grossteil unseres Reisgrüppchen eine 2-stündige Thai-Massage und wiederum anschliessend machte ich mich mit zwei Kolleginnen auf uns eine der berühmten Bangkok-Tiger-Shows anzuschauen.
An dieser Stelle sei erwähnt, dass Tiger-Show s aber auch sowas von gar nichts mit ausgewachsenen Raubkatzen zu tun hat…naja, nur im übertragenen Sinne! Tiger-Shows sind die “tollen” Strip- und Sex-Shows aus dem Nachtleben Bangkoks.
Damals vor zwei Jahren meinten wir ja schon uns als pflichtbewusste Touristen eine dieser Shows im berühmten Rotlicht-Viertel PatPong anschauen zu müssen… Und irgendwie war ich der Meinung, wenn man nun doppelt so viel Eintritt zahlt wie zuvor und das ganze von deiner freundlichen Reiseleiterin organisiert wird, dass dann auch die Qualität des Ganzen steigt. Falsch!
Einmal mehr habe ich mich köstlichst über diese absurde Situation amüsiert in der ich mich einmal mehr befand.
Die Bar war ein etwa 100 Quadratmeter grosser, rechteckiger Raum, der etwa zur Hälfte hin eine Anhebung der Zimmerdecke hatte. Im niedrigeren Part des Raumes befand sich die reichlich schmucklose Bar mit ihren reichlich schmucklosen Kellnerinnen. Im höheren Teil des Raumes befand sich eine zentral gelegene 3-4qm-grosse und 70cm-hohe Bühne. Im Kreis drumherum, mit einem Abstand von vielleicht einem halben Meter zwischen erster Sitzreihe und Bühne, lustig aufgereihte Klappstühle mit 20cm-schmalen Tischreihen dazwischen gepresst.
Erstes Getränk aufs Haus. Du setzt dich hin. Die Show läuft non-stop mit ihrem einstündigen Programm. Der Raum füllt und leert sich in einem fort. Fast jeder bleibt eine Stunde…oder weniger. Hinter den 4 Sitzreihen qütschen sich die stehenden Menschen aneinander. Alles in allem befinden sich vielleicht so an die 100 Leute im Raum. In etwa die Hälfte der Gäste ist offensichtlich das erste Mal in einer derartigen Show. Das Gesicht spiegelt anfangs Neugierde und Abenteuerlust, bald Verwirrtheit, dann Ekel und dann hilflose Belustigung…und dann gehen sie für gewöhnlich.
Und während ich so die verschiedenen Gesichter und Reaktionen meiner Mit-Voyeuristen beobachtete, bot sich mir eine in deutschen Gefilden geradezu unvorstellbare Show.
Die ‚Darstellerinnen’ bieten allerlei Kunststücke dar, die man sich kaum in Zusammenhang mit dem weiblichen Primärgeschlechtsteil vorstellen kann. Es werden Zigaretten geraucht, Dartpfeile geschossen, Wasser in Cola verwandelt, Tröte gespielt, Bilder gemalt, Kronkorken geöffnet und nicht zuletzt gefährlich spitze und scharfe Gegenstände an Schnüren aufgereiht hervorgezaubert. Was auch immer präsentiert wurde, es hat nicht im entferntesten was mit Erotik zu tun! Nicht einmal die Tatsache, dass die Aktricen nackend sind, fällt weiter auf, da die gesamte Zuschauerschar auf diese unglaublichen „Kunststücke“ fixiert ist.
Und meine ehrliche Meinung ist: Räumt mit diesem Mythos auf, es wäre in irgendeiner verwirrten Art und Weise wichtig, interessant oder sogar erotisierend einmal in seinem Leben einer solchen Show beiwohnen zu müssen!
Da sollte man lieber ins heimische „Dollhouse“ oder „Stardust“ gehen und sich eine Strippshow präsentieren lassen, bei der die Darsteller Spass daran haben sich zu zeigen und sich gerne leicht bis gar nicht bekleidet tanzend auf einer Bühne zur Schau stellen. In Bangkok leidet man einfach oft nur mit, oder fragt sich nach den verzweifelten Gründen eines jemanden, der auf der Bühne einer solchen Show landet und sich dabei oftmals sogar offensichtlich unwohl fühlt im Scheinwerferlicht stehen zu müssen.
Ihr habt ja mich, die alles für euch erlebt und dann berichtet ;D
Nach also einer tapferen Stunde und weiteren zehn Minuten, brachen wir wieder auf um die anderen – na wo wohl?! – auf dem Nachtbasar zu treffen. Dort wurde dann wieder fleissig der Marktwert verschiedenster Gegenstände erfragt, verhandelt und erkauft.
Und obwohl es doch einmal mehr reichlich spät geworden war, mussten wir am nächsten morgen wieder um 6.30h aufstehen um wieder zeitig nach dem Frühstück unser Büsschen zu besteigen und zum Chattuchak-Weekend-Market zu düsen (nicht dass Thais ihre Läden so früh am Morgen schon offen hätten…). Dort angkommen habe ich mich von meinen Kollegen abgeseilt und mich mit ihnen zum Abendessen verabredet, um einem weiteren Marathon durch 2 Märkte und 2 Einkaufszentren zu entgehen!
Und so schlenderte ich durch dieses riesige Labyrinth von überdachten, anderthalb Meter breiten Gängen und versuchte, unterbrochen von regelmässigen Verhandlungen über dies und jenes zu erstehende Produkt, meinen vor zwei Jahren entdeckten 60er-Jahre Accessoires und Möbel-Shop zu finden. Aber nach vier oder fünf Stunden fühlte ich mich dann doch langsam erschöpft und mochte nicht weiter durch diese Sinnes-überfluteten Katakomben irren. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich ja dann auch schon jede Menge Kleinigkeiten erstanden und mich ausführlichst mit dem Leid verschiedenster Tierarten von Kröten, Schlangen und Spinnen über Hunde, Katzen und Ziervögeln bis hin zu Eichhörnchen, Albino-Igeln und jeglicher Fischart auseinandergesetzt. Alles immer so interessant wie abstossend und gelegentlich sogar leicht verstörend. [An dieser Stelle möchte ich fairerweise darauf hinweisen, dass es dabei – wenn auch unverständlicher Weise – nicht allen Tieren schlecht zu gehen schien!]
Ich also ins nächste Taxi gesprungen, den Fahrer genötigt auch ja sein Taxameter einzuschalten – eine der häufigsten Touristen-Fallen – und bin in die mir wohlbekannte Gegend der KhaoSan Road, der berühmten Backpacker-Strasse gefahren. Dort bin ich dann in Erinnerungen versunken durch die Gassen geschlendert, habe mir einmal mehr eine 2-stündige Massage gegönnt (man sollte bei 6,50 Euro ja nicht zu geizig sein!) und hab dann noch genüsslich ein nachmittäglichen grünes Thai-Curry verputzt. Wohlich erschöpft dann zurück im Hotel am anderen Ende der Stadt bin ich natürlich dann erstmal auf dem Bett zusammengesunken und habe ein Nickerchen gehalten, um dann knapp zwei Stunden später mich mit meinen Kollegen einmal mehr zum Thai-Essen zu treffen. Aber die Erschöpftheit wurde immer grösser und so war auch das am Folgetag gehaltene 4-stündige Meeting eine wirkliche Herausforderung! Und als Abschiedsgeschenk nach diesem Wiedersehen mit meiner ersten asiatischen Heimat, hab ich dann auch brav eine Magendarmgrippe heimgeschleppt…
Die war aber bis zum Folgewochenende kuriert:-)

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