
Nach der frischen Küstenluft mit Betten, Strom und Menschen ging es entlang des Atlantiks nach Cape Cross. Der Portugiese Diogo Cão meinte 1486, dass er nun die Spitze Afrikas erkundet hätte und schlug sein Fähnchen, ähm Steinkreuz, in den Boden. Vielleicht war er auch nur reisemüde und hatte die vielen ansässigen Seehunde (angeblich bis zu 100.000) vom Meer aus falsch interpretiert. Der Name blieb, die Seehunde auch. Und die liegen da und blöken non-stop wie wütende Ziegen. Jeder ruft. Jeder antwortet. Und alle riechen grenzwertig fischig bis verwesend. Aber wenn man die Geruchsproblematik einmal im Griff hat, ist dieses Gemecker, Gebelle, Gerobbe, Gerangel und Gechille extremst unterhaltsam!
Und dann ging es ab gen Messum-Krater und Brandberg in das trostlose Dessolation Valley. Eine Schotterpiste – oder wie man in Namibia sagt : Pad –, welche nicht ohne Allradantrieb gefahren werden sollte. Leere, Weite, Staub. Gefühlte Lichtjahre entfernt von der Zivilisation. Die Kilometer rollten an uns vorbei. Manchmal konnte man zwei einsame Springböcke am Horizont wandern sehen; mal ein Oryx, mal einen Strauß, mal stand da ein Baum. Das Land schrie „Wasser-Knappheit!“.
Am eindrucksvollen Messum-Krater machten wir eine kurze Pause. 22 Kilometer Durchmesser, 130 Millionen Jahre alt aus der Zeit als der Kontinent Gondwana auseinanderbrach.
Unser Tagesziel war es irgendwo nahe des Brandberg-Massivs, welches mit dem Königstein von 2573 Metern, die höchste Erhebung Namibias umschließt, einen schönen Platz für unser Lager zu finden, bevor wir am Folgetag wieder in erschlossenere Gebiete zurückkehren würden. Als navigierender Beifahrer fiel diese Ehre mir zu. Und so erspähte ich einen hübschen Kameldorn-Baum, der etwas Schatten für den Hänger versprach und eine atemberaubende Sicht auf den Brandberg bot.
Mein persönliches Lieblingscamp der Reise! Auch wenn es in dieser Nacht empfindlich kalt wurde und wir ohne „namibische Sitzheizung“ in Form von glühenden Kohlen unter dem Klappstuhl sicherlich alle um 19 Uhr in den Schlafsack geflüchtet wären.
In den folgenden Tagen wurden uns die Felsmalereien der Weißen Dame (die doch ein männlicher Jäger war), die Felsgravuren von Twyfelfontein, der verbrannte Berg und die sogenannten Orgelpfeifen präsentiert. Für den Banausen also nur viel roter Stein, mal eckig, mal dunkel, mal zerkratzt, mal bemalt. Aber zur Freude unserer Gruppe hatte sich ein alter Elefantenbulle an den Brandberg in die Tsibab-Schlucht verirrt und futterte entspannt ca. 150 Meter von unserem Spazierpfad entfernt das Grün ab. Definitiv ein Highlight!
Auch sah das Programm den Touristen-Klassiker eines Besuchs im „Living Museum“ vor. Eben mal schauen wie die Klicklaut-sprechenden, barbusigen Damaras früher so gelebt haben. Ich bin eine Frau und doch hat es einige Zeit gedauert bis mir die vielen schokobraunen Brüste nicht mehr irritierend ablenkend vorkamen. Uns wurde erläutert woraus traditionell Medizin hergestellt wurde, wie das Ziegenleder zu gerben sei, wie man schmiedet, wie Häuptlinge im Spiel Differenzen klären, wie man aus Straußeneierschale Schmuck fertigt und natürlich wie man Feuer macht. Abschließend wurde noch gesungen und getanzt und dann versucht Souvenirs an den Tourist zu bringen. Die Gesamtsituation war irritierend wie ein Zoobesuch bei dem die Tiere moderieren und sich der Gaffer bewusst sind, sie sogar einladen.
Aber auch das haben wir überlebt und mit einem Zwischenstopp beim ‚Petrified Forest’ nahe Khorixas, wo ein paar zu Stein gewordene Baumstämme bewacht werden, ging es für eine Nacht zur Oase in Palmwag.
Dort gab es Campingparzellen mit beschatteten Aussichtsplattformen gen Revier (Trockenflussbett), wo wir wieder einmal in der glücklichen Situation waren einem Elefantenbullen beim Frühstück zuzuschauen. Auch stand eine morgendliche Pirsch an mit Fährtenlesen, Losung unterscheiden und Aussicht genießen. Diese endete allerdings recht abrupt als wir im mannshohen Gras frische Löwenspuren fanden. „Alle bleiben zusammen, zack zack“ und ab in die gegengesetzte Richtung. Das sind so die Momente, wo einem noch einmal verdeutlicht wird, dass man wirklich in Afrika und nicht im Serengetipark ist.






















































