Am nächsten Morgen ging es los via Isabis und Spreetshoogte Pass mit erstem Camp, erstem Braai-(Grill)-Abendessen und ersten Spaziergängen durch das felsige Hochland bis wir schließlich via Solitaire am Rande der Namib im Sossus Oasis Camp ankamen.
Das Land entlang der Wüste Namib ist karg und weit und so leer, dass es schwer ist tatsächlich diese Dimensionen zu erfassen. Knotenpunkte wie ‚Solitaire’ sind Zivilisationsoasen mit Tankstelle und – in diesem Fall – Apfelkuchen, die einem bewusst machen wie schwer es die ersten Siedler gehabt haben mögen. Sie mussten Wildwechsel beobachten um überhaupt Wasserquellen zu finden zu können.
Damals fuhr man mit dem Ochsenkarren mit sechs bis zwanzig Ochsen je Gefährt. Diese Tiere galt es regelmäßig zu tränken. Der Sesriem Canyon hat genau deswegen seinen Namen. Es braucht sechs Ochsenriemen (Ses Riem) um mit dem herabgelassenen Eimer Wasser zu schöpfen. Wasser für Mensch und Tier. Ein kaum vorstellbarer Arbeitseinsatz um „kurz“ alle zu versorgen!
Umso mehr beeindrucken diese abgelegenen Landschaften! Die zerklüftete Steinformationen des Sesriem Canyons, die plötzlich den Boden zu spalten scheinen, die roten Eisenoxid-gefärbten Dünen des Sossusvleis mit bis zu 170 Meter Höhe, verkohlt wirkende Bäume in der Salzpfanne des Deadvleis, dazu hier und da eine einsame Oryx-Antilope und eine unendliche Weite voller Sand und hitzeflimmernder Endlosigkeit. Und wir mitten drin!
Wir stolperten unseren ersten Dünenkamm hinauf und rutschten ihn auf dem Bauch und auf dem Hintern wieder hinab. Wir lernten erste Spuren zu lesen und lernten uns besser kennen. Wir feierten uns und unser Leben bei täglich fantastischem Essen auf dem Feuer gegart, lachten viel, tranken viel und wurden von Tag zu Tag souveräner im Auf- und Abbau des Camps und dem Ent- und Beladen des Hängers.
So ließen wir die Wüste schon bald hinter uns und zogen weiter in das Naukluft-Gebirge.
Hier – an Tag fünf – stand eine kleine Wanderung an, die bei allen als Highlight hängen blieb; wenn auch jeder einen anderen Aspekt schätzte.
Gut 17 Kilometer lang ging es entlang des Naukluft-Olive-Trails den Berg hoch und wieder runter, über Felsen, von Stein zu Stein, an einer installierten Kette waagerecht entlang der Steilwand und gelegentlich auch im Team kraxelnd einige Höhenmeter überwindend. Zahllose Spuren im Sand oder abgenagte Knochenreste und körperlose Hufe am Wegesrand ließen uns auf Begegnungen mit Bergzebras hoffen; aber es blieb bei Kleinstgetier von Heuschrecken, Ochsenfroschkaulquappen und Schmetterlingen.
Einige von uns hängten am Nachmittag noch den 5-Kilometer-langen Waterkloof Trail zu den natürlichen Pools entlang des Wasserlaufs an. Ein wundersam grünes Idyll nach den Tagen voll Staub und Sand. Dazu neue Tierbegegnungen mit Manguste, Agame, Klippspringer, Tok Tok, Klippschliefer und die allgegenwärtigen Spuren von Leopard und Pavian. Letztere – hier Baboon genannt – hatten unsere Abwesenheit im Camp auch pflichtbewusst genutzt um auf den Zelten herumzuspringen, den Müll zu durchforsten und ein wenig Toilettenpapier zu zerfetzen. Wir waren vorgewarnt und hatten entsprechend alles Wichtige verräumt. Aber nicht jeder Camper schien sich der heimlichen Beobachter bewusst. Und so spazierte ein ausgewachsener Pavian seelenruhig durch das Camp, griff sich die Packung Toastbrot der Nachbarn und feierte danach jede vertilgte Schnitte auf einem Stein sitzend mit triumphalen Gebrüll. Schnitte für Schnitte.
Vogelzwitschern unterlegt mit Insektensurren, Reißverschlüsse, menschliches Brummeln, Flip Flops auf dem Weg zum Bad und Wasser, welches zum Wasserkochen in den Kessel gefüllt wird, so begannen meine Tage. Und abends wurden unsere Gespräche und unser Gelächter von den Schreien der Klippschliefer (ein Klang der an leidende Katzen erinnert), gelegentlichem Paviangebrüll und vom Baum fallende Heuschrecken begleitet.
Hier fühlten wir uns der Natur sehr nah und irgendwie auf der Reise angekommen.


























































































