Der Wunsch der kalten Jahreszeit zu entfliehen, Sonne zu schnuppern und schwerelos durch mollig-warmes Wasser zu floaten, hat mich dieses Mal auf die Malediven getrieben.
Ein Taucher-Paradies, nicht so politisch unsicher wie derzeit Ägypten und nicht zu weit weg wie Indonesien.
Aber alleine in so einem Luxus- oder Pseudo-Luxus-Ressort zu hausen und den Honeymoonern beim Turteln zuzuschauen sollte es nu auch nicht sein.
Ein kleines schlichtes liveaboard Tauchboot war bald gefunden, die letzte Schlafpritsche gesichert und der Flug gebucht.
Und so ging es Anfang Dezember via Dubai nach Malé und weiter auf die Emperor Atoll.
26 Meter Länge. Maximal 12 Tauchgäste. 2 Tauch-Guides, 3 Decks. Check!
Die Route: direkt von Hulhulé, der Flughafeninsel via dem Nord- und Süd-Malé-Atoll, rüber zum Süd- und Nord-Ari-Atoll und zurück nach Hulhulé.
Und trotz meiner Bemühungen vorab abzuklären, dass ich nicht der einzig deutschsprachige Außenseiter sein würde, stellte sich schnell heraus, dass das Booking .. sagen wir „durcheinander gekommen“ ist.
Außer mir waren eine Reisegruppe von 7 spanischen Mitbürgern und 2 britische Doppelpacks mit an Bord. Dazu ein britannischer und ein maledivischer Guide.
Ähm – Yeah!
Die Briten haben mich gnädiger Weise als Osterweiterung des Königreichs annektiert und die Spanier haben nach einigen Tagen bemerkt, dass ich gar nicht zu den versnobten Mother-Tongues gehöre.
So fristete ich mein Dasein zwischen voooll witzigen Unterhaltungen über universitäre Saufspielchen und englisch-spanischen Wortfetzen samt Zeichensprache.
Und bezeichnenderweise war die gehaltvollste und erquickendste Unterhaltung der Woche, die mit dem maledivischen Guide.
Ich will jetzt wirklich nichts und niemanden verteufeln! Aber rein zwischenmenschlich hatte ich doch immer wieder Entzugserscheinungen.
Unter Wasser wiederum, war ich im ersten Augenblick überrascht, dass die Sicht bei Weitem nicht mit der Ägypten-Tour und so manchem Spot in Indonesien mithalten konnte. Sand bleibt nun einmal nicht nur an Land…
Diese Sichtverhältnisse und verlässlich wiederkehrende Probleme mit sowohl meiner GoPro als auch mit dem Canon-Gehäuse stimmten mich etwas frustig in Sachen Foto-Ausbeute.
Aber wer wird klagen?! Wenn man immer schön draufhält, bleibt ein kleiner Prozentsatz gelungener Motive gewiss!
Beweise anbei.
Und nicht zuletzt hat das Tauchen eine unglaublich entspannende und entschleunigende Wirkung. Man schwebt, guckt, atmet, knipst und staunt.
Wir sind vielen Mantas, Grau- und Riffhaien, Adler- und Federschwanzrochen, Meeresschildkröten, Kraken, Muränen, Millionen von Rotzahn-Drückerfischen und allem was das Riff zu bieten hat bis hin zu den kleinsten Nacktschneckchen in ihren prächtigen, teils neonfarbenen Mäntelchen begegnet.
Und an der Oberfläche begleiteten uns immer wieder Delfine und sogar sich paarende Schildkröten konnten wir beobachten.
Die Walhaie sind uns allerdings leider während unserer Tage im Süd-Ari-Atoll konsequent ausgewichen.
Still on my list.
Die Emperor Atoll hatte, obwohl sie so kompakt ist, genug Rückzugsmöglichkeiten während der Oberflächenpausen. Das Essen war fabelhaft und wundersam in der 2-Quadratmeter-Küche erzaubert. Das Tauch-Dhoni fand ich extremst praktisch! Und beide Guides haben gut auf uns aufgepasst und Korallen und Unterwasserwelt verantwortungsbewusst vor uns (und anderen Dumm-Tauchern) beschützt.
Gerade der letzte Punkt scheint auf den Malediven nicht gang und gäbe zu sein: der Gast zahlt, also will er sich dann auch wie ein König ohne Beschränkungen verhalten dürfen. Die Unterwasserwelt als eine weitere Attraktion auf der persönlichen To-Do-Liste. Konsequenzen uninteressant.
Wir wurden unter Wasser teils „umgeschwommen“, weil weder geradeaus geschaut, noch versucht wird auszuweichen. An der Putzstation wurde sich ohne Rücksicht in die Korallen gesetzt, um besser den Mantas zuschauen zu können. (Wofür lernt man noch gleich Tarierung?)
Dass jede malträtierte Koralle danach abzusterben droht, betrifft ja nur die, die danach kommen…
Tja, so schön die Malediven mit Korallenpracht locken können, so viele folgen dem Ruf.
Die vielen Inseln leben fast ausschließlich vom Tourismus und sind komplett auf Warenimporte angewiesen, da auf den sandigen Böden der Eilande kaum etwas gedeihen kann. Unter anderem macht dieser Umstand die Malediven zu einem eher hochpreisigen Ziel. Zudem ist Alkohol in dem streng muslimischen Land nur sehr ungern gesehen. Mitgebrachte Vorräte werden höflich am Flughafen konfisziert, eingelagert und bei Abreise wieder mitgegeben. Der Ausschank an Land muss gesondert erlaubt werden und wird nicht selten von den sri-lankischen Kollegen übernommen, die nicht in Glaubenskonflikte kommen können. So wird auch schnell mal eine Dose Bier zum Luxusprodukt von 5 USD aufwärts.
Das Gerangel um die Importe macht aber auch das Leben und Überleben für die Normalbevölkerung immer schwerer erschwinglich. Und nicht wenige flüchten zum Überleben nach Indien…
So oder so sind von den 1196 Inseln nur 220 bewohnt. Die Inseln liegen alle rund 1 Meter über dem Meeresspiegel mit der höchsten Erhebung von 2,4 Metern (!!!) auf der Insel Vilingilli im Addu-Atoll ganz im Süden am Äquator.
Auf einer diesen schnucklig kleinen Sandflecken (ich glaub es war Hurasdhoo mit knapp 200 Meter Länge haben wir zur Mitte der Woche einen Abend lang gegrillt. Naja… grillen lassen.
Der Captain und die Crew entpuppten sich als wahre Pyromanen und kippten alles an Spiritus rein, was da war. Aber das Essen war wie immer köstlichst. Dazu puderweißer Strand, Manta- und Walhai-Skulpturen im und aus Sand und nach dem kitschig rosafarbenen Sonnenuntergang leuchteten uns atmosphärische Kerzen in Sandkuhlen.
Donnerstagabend haben wir auf Mathiveri verbracht. Eine Insel mit 900 Einwohnern, auf der an diesem Abend unsere Crew zu einer großen muslimischen Hochzeit eingeladen war. Zur Feier durften wir nicht. Aber uns mal die Beine vertreten und einen Eindruck des lokalen Lebens bekommen.
Ich sag mal so: meins wär’s nicht.
Sand, Häuschen Schulter an Schulter und drumherum Wasser.
An unserem letzten Abend haben wir Malé erkundet und uns ein paar Andenken gesichert. Getreu der Wochendynamik waren es die Spanier, die mich auf der Shoppingtour haben mitlaufen lassen. Die Briten waren bei Landkontakt verschollen. Aber so konnten halt die Iberer von meinem Verhandlungsgeschick profitieren – und ich sowieso!
Malé-Fakten: voll ist es da!
Knapp 6 Quadratkilometer für ca. 130.000 Einwohner.
Das macht 23.000 Leute je km2 – Köln hat 2600 je km2 !
Nur Tokio, Jakarta, Delhi und Seoul können das schlagen .. haben aber dazu natürlich noch wesentlich größere Flächen. Mehr Infos hier.
Es wuselte dennoch überall von Menschen, die unterwegs von A nach B waren und man musste gut darauf achten, wo wer der Gruppe gerade hin abbiegt, um sich überhaupt wiederfinden zu können.
Nun war meine Reise aber auch schon wieder vorbei. Mit viel Geschick und gewiss auch Magie konnte ich alles ins Gepäck quetschen und am nächsten Morgen nach Hulhulé zum Flughafen übersetzen.
Ich denke schon, dass ich noch einmal zurückkommen werde. Denn es sind noch unzählige Riffe ungesehen 🙂


















































